Die chinesische Kunst zählt zu den ältesten Kulturtraditionen der Menschheit. Sie umspannt einen Zeitraum vom 3. Jahrtausend v. Chr. Bis zur Gegenwart. Die ältesten Zeugnisse der chinesischen Kunst sind die Funde aus dem Spätneolithikum (um 5000 – 2000 v. Chr.). Die ältesten Spuren der chinesischen Malerei lassen sich auf den Terrakotten der Yang-Shao-Kultur nachweisen. Es handelt sich überwiegend um geometrische Motive, die mit dem Pinsel in ziegelroten bis schwarzen Farbtönen aufgetragen sind.
In der chinesischen Kunst bilden Malerei und Kalligraphie eine Einheit. Technik und Material sind identisch, häufig wird die bildende Darstellung durch dichterische Schriftzeichen begleitet, die wesentlich zur Gesamterscheinung beitragen. Die chinesische Figurmalerei tendiert zu einer eleganten, ornamentalen Bereicherung. Nach der Malweise der chinesischen Malerei unterscheidet man Feinzeichnung und freie Skizze. Die chinesische Malerei legt Wert auf den geistvollen Reiz und die ästhetische Atmosphäre, Sie weiß es, „das Gedicht im Bild" zu schätzen.
Die chinesische Malerei wird auch nationale Malerei genannt. Sie ist die Malerei, die mit Pinsel, Tusche und Farbe auf dem Xuan-Papier oder einem Stück Seidenstoff gemalt wird. Zusammen mit der traditionellen chinesischen Medizin und der Peking-Oper wird sie als „drei Essenzen chinesischer Kultur" bezeichnet. Man Kann die chinesische Malerei in drei Typen unterteilt: die Malerei mit menschlichen Figuren als Hauptmotiv, die Malerei mit Landschaft als Hauptmotiv und die Blumen- und Vogelmalerei. Schon in der Zeit der streitenden Reichen war die chinesische Malerei mit menschlichen Figuren als Hauptmotiv relativ weit und erlebte ihren Gipfel in der Tang-Dynastie.
Unter den Tang-Herrschern wuchs das geeinte China zu einem kosmopolitischen Reich. Die hochentwickelte Gold- und Silberschmiedekunst zeigt Einflüsse fremder Kulturen. Die Präsenz von Ausländern ist auch in den keramischen Grabfiguren dieser Zeit zu erkennen. Konfuzius stellte die lange nachwirkende Regeln einer Ethik auf, die zur Richtschnur von Staat und Moral wurde. Anderseits gewann der Taoismus entscheidenden Einfluss.
China erreichte eine besondere Blüte und Ausdehnung zwischen Tibet und Korea, und zahlreiche Einflüsse aus Zentralasien wurden hier umgesetzt. Träger einer raffinierten Kultur war wiederum eine höfische Gesellschaft, deren Vorbild auch die späteren Mongolenherrscher nacheiferten. Tuschemalerei und Lyrik (Schriftzeichen) bilden eine für die chinesische Kunst typische Synthese auf der Bildrolle. Die schon in der Hanzeit entstehende chinesische Architektur wird in der Tangzeit zu Wohn- und Tempelanlagen und Pagoden bauten (wenig erhalten) weiter entwickelt.
Kennzeichen für die Malerei ist die Entwicklung einer spezifisch chinesischen Landschaftsmalerei. Die Keramik erlebt in der Song Zeit einen künstlerischen Höhepunkt. Berg und Gewässer oder allgemein Landschaft) im 10. Jahrhundert zum viel kopierten Höhepunkt mit einer räumlichen (Luft-)Perspektive, mit Vorder- und Hintergrund machten. Li Lung-mien, Mi Fu, Su T'ung-po aus der antiakademischen so genannten "Gesellschaft des Westgartens" (1078) schufen mit wenigen Mitteln ausdrucksstarke Werke (wie später die "Literatenmaler" der Ming-Dynastie).
Song Taizu, Begründer und erster Kaiser der Song-Dynastie
Aus dieser Epoche ist vor allem das Ming-Porzellan mit seiner blauen Unterglasmalerei bekannt. In diese Zeit fallen der erste Buchdruck und der Druck von Farbholzschnitten. Kunstkenner und Sammler nahmen zu. In der Malerei wurden neue Höchstleistungen geschaffen. Die Ming-Dynastie des 15. Jahrhunderts ist das goldene Zeitalter des Blauweißporzellans und der Porzellane mit Kupfer- oder Eisenrot.
Die überlieferten Kunsttraditionen wurden fortge-setzt. Die Malerei spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle. Die Porzellankunst der Zeit ist von hoher Qualität. Neben Blauweißporzellan werden zunehmend auch opake Artikel aus Bisquit Porzellan angefertigt. Chinesisches Porzellan ist seit dem 17. Jahrhundert ein beliebtes Sammel-Objekt. Der Porzellanhandel blüht.
In dieser Zeit dominiert die Rolle der Malerei, allerdings im 17. Jahrhundert auch mit europäischen Einflüssen. Daneben entwickelte sich das eigentliche Porzellan (Porzellanmalerei, Höhepunkt in der Ching-Dynastie).Die bisherige Traditionen fortset-zende Architektur basiert auf Holzkonstruktionen mit Steinsockel und geschwungenem Dach (oft mehrfach übereinander), mit Farbziegeln (glasiert) und tragenden Pfosten, nach buddhistischer Pagode und indischemStupa
Seit 1912in China die Republik ausgerufen wurde, sucht die chinesische Kunst ihren eigenen Weg in der Auseinandersetzung mit den eigenen Traditionen und westlichen Vorbildern.Nach der Revolution von 1911 und nach Errichtung der Volksrepublik China(1949) werden traditionelle Formen nicht aufgegeben, jedoch zunehmend mit sozialistischen Inhalten gefüllt (in Tuschemalerei, Holzschnitt, Ölmalerei, Architektur), Laienmaler Bewegungen (Bauernmaler aus Hu-Hsien in Shensi) entstehen, Porzellanmanufakturen produzieren weiter, historische Bauten und Anlagen werden restauriert.
Die chinesischen Künstler des 20. Jahrhunderts versuchten sich in europäischen und japanischen Stilarten. Der Kommunismus hat den Künstlern dann eine wieder mehr auf chinesischen Traditionen beruhende Richtung gegeben. Die Kunst wurde zugleich als führendes Propagandainstrument eingesetzt und erhielt damit neuen Zweck und Sinn.
In der Zeit der Republik öffnete sich China westlichen Kunstströmungen. Der wichtigste Impuls ging vom Naturstudium (Aktzeichnen, Pleinair-malerei) der europäischen Malerei aus, das in der traditionellen chinesischen Malerei, in der das Studium alter Meister im Vordergrund gestanden hatte, niemals gepflegt worden war.Zum erklärten Ziel wurde die Verbindung traditioneller Malweisen und -techniken mit einer wirklichkeitsnahen Darstellung des Menschen und seiner Lebenswelt sowie das Studium von lebenden Tieren und Pflanzen und realen Landschaften.
Auch die Holzschnittkunst gelangte im Zeichen des Realismus zu neuer Blüte. Die seit 1949 in der VR China einsetzende Bautätigkeit schloss sich dem internationalen Stil an. Nach dem Ende der Kulturrevolution (1969), in der zahlreiche Kunst-werke und Bauten zerstört wurden, setzten umfang-reiche Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten ein; die Archäologie erlebte einen bedeutenden Aufschwung.
Erste chinesische Nationalflagge, spätes 19. Jahrhundert